Farben
Für die Beschreibung der Farben werden teilweise Bezeichnungen verwendet, die aus der ausgestorbenen altnordischen Sprache Shetlands (Norn) überliefert sind. Gulmoget beispielsweise beschreibt einen gul (= gülden, goldfarbigen) Bauch (mog ist verwandt mit Magen). Yuglet beschreibt Farbe an den Augen bei einem ansonsten weißen Kopf. In der nah verwandten Sprache der Färöer wird diese Zeichnung Eyglittur genannt, was an Auge (eye) und Glitzer erinnert.
Die Schreibweise der Farben und Abzeichen kann variieren. So wird katmoget in Shetland auch catmuggit geschrieben.
Grundfarben
Die Grundfarben Black (Schwarz) und Moorit (Braun) werden sowohl einzeln zur Bezeichnung eines einfarbigen Tieres verwendet, als auch in Kombination mit einem Muster. Beispiel: Moorit Katmoget bezeichnet ein Schaf mit dem Muster Katmoget auf Grundfarbe Braun. Die Grundfarbe wird durch das Gen für Tyrosinase-related protein 1 (TYRP1) auf Chromosom 2 codiert.
Black (B)
Moorit (b)
Muster
„Muster“ beschreibt die Verteilung der unterschiedlichen Pigmente (schwarzes oder braunes Eumelanin und rötliches Phäomelanin). Diese Verteilung reicht von „gar kein Pigment“ (=weißes Schaf) über verschiedene Kombinationen beider Pigmenttypen bis zu „überall Eumelanin“ (=einfarbig schwarzes oder braunes Schaf). Bei Shetlandschafen kommen sehr viele Muster vor (die auch kombiniert werden können) wovon einige in Deutschland (noch) nicht vorhanden sind (Burrit, Imie, Light Badgerface).
Muster entstehen durch das Agouti Signaling Protein, das auf Chromosom 13 codiert wird.
White (Awt)
Vollständig weißes Schaf – von reinweiß bis rötlich. In Shetland wird größter Wert auf eine schwarze Nase und dunkle Augenlider bei weißen Schafen gelegt (British White). In der Shetland Sheep Society auf dem britischen Festland wird das nicht so streng gesehen und es können auch weiße Schafe mit rosa Nasen ins Zuchtbuch aufgenommen bzw gekört werden.
Grey und Musket (Ag)
Eine Mischung aus Haaren in der Grundfarbe und weißen Haaren. Ag auf Schwarz heißt Grey, Ag auf Braun heißt Musket. Da die Bezeichnungen für beide Grundfarben unterschiedlich sind, wird bei diesem Muster die Grundfarbe nicht nochmal extra erwähnt. Die Schafe werden in Grundfarbe geboren und hellen dann auf. Meistens haben die Lämmer schon sehr früh Anzeichen, die das Allel Agouti grey verraten: helle Haare in den Ohren und helle Haare um den Popo.

Katmoget (Ab)
Helle Decke mit einem dunklen Streifen in Grundfarbe vom Kinn über den Bauch bis zum Schwanz. Gesichtszeichnung mit dicken „Augenbrauen“ in Grundfarbe und heller Maske auf dem Nasenrücken.
Gulmoget (At)
Umgekehrt wie katmoget: Decke in Grundfarbe, aufgehellter Streifen vom Kinn über den Bauch bis zum Schwanz. Gesichtszeichnung dunkel mit hellen Flecken im Augeninnenwinkel.
Sweep (Asw)
Ein eher unauffälliges Muster, mit den hellen Flecken unter den Augen als markantestem Merkmal. Die leichte Aufhellung am Körper und an den Beinen ist beim Lamm noch gut sichtbar, bei erwachsenen Tieren verschwindet sie oft. Sweep ist der Name, der auf der Shetland-Insel Foula für dieses Muster verwendet wird. Sweep ist dem Muster english blue sehr ähnlich, unterscheidet sich aber durch die dunkle Wolle beim adulten Tier. Asw ist (noch) kein offizielles Kürzel, wird aber von Züchtern verwendet, um sweep abzukürzen und von english blue zu unterscheiden.
Bronzed (Abr)
Ein "neu" entdecktes Muster (obwohl es eigentlich schon sehr alt ist). Bei erwachsenen Tieren sieht Bronzed dem normalen Ag-Grey zum Verwechseln ähnlich. Die Tiere haben jedoch etwas mehr Tan im Gesicht und vor allem an den Beinen. Wesentlich eindeutiger ist das Muster bei Lämmern zu erkennen, hier ist eine Verwechselung mit Grey nahezu ausgeschlossen. Abr ist (noch) kein offizielles Kürzel, wird aber von Züchtern verwendet, um bronzed abzukürzen.
Soweit bisher bekannt ist, gehen alle Shetlandschafe mit diesem Muster auf Schwarzdorn Rose zurück.
Doppelmuster
Doppeltmuster werden im Zuchtbuch der britischen Shetland Sheep Society und beim Flock Book Trust in Shetland nicht eingetragen. Damit ist es leider nicht möglich, die Vererbung der Muster in den Ahnentafeln nachzuvollziehen. Die Züchter selber benutzen aber oft Bezeichnungen für Doppelmuster. Meist werden einfach beide Muster benannt (bspw. Musket Sweep). Einige Dopplemuster werden mit eigenen Begriffen bezeichnet:
Gulkat (AtAb)
Kombination der Muster Gulmoget (Agouti Black and Tan, At) und Katmoget (Agouti Badgerface, Ab).

Ghost Katmoget (AgAb)
Die Kombination der Muster Ag (Schimmel – Grey bzw. Musket) und Ab (Katmoget) erkennt man daran, dass das Schaf zusätzlich zu der Zeichnung von Katmoget auch ein helles Mehlmaul und helle Ringe über den Klauen hat. Die hellen Ringe um die Augen sind mehr oder weniger deutlich zu sehen. Die Zunge ist rosa. Oft ist der ganze Kopf tanfarben (von hellbeige bis fuchsfarben) mit schwarzen oder braunen Augenbrauen. Die Decke ist oft heller als bei katmoget Schafen ohne Ag und der Bauch ist nicht in Grundfarbe sondern aufgehellt wie bei Grey bzw. Musket.
Die Bezeichnungen Musket Katmoget und Grey Katmoget für diese Kombination auf den Grundfarben Braun bzw. Schwarz wären logisch und werden auch verwendet. Allerdings wird im Zuchtbuch der Shetland Sheep Society der Begriff „Grey Katmoget“ für schwarzbasierte Katmoget OHNE Ag verwendet - weil die Wolle beim erwachsenen Tier grau wird. Braunbasierte katmoget heißen dort fawn katmoget.

Scheckung /weiße Abzeichen (s)
Da weiße Abzeichen besonders leicht zu erkennen sind, wurden und werden sie oft herangezogen, um Tiere zu beschreiben. (Das Schaf mit den weißen Socken…) Entsprechend sind viele altnordische Begriffe erhalten geblieben. Für die Farbgenetik ist vor allem interessant, ob ein Schaf überhaupt gescheckt ist oder nicht. Ein genetischer Unterschied zwischen weißen Abzeichen an Kopf, Beinen, Schwanz (im englischsprachigen Raum oft mit HST abgekürzt für Head Socks Tail) und einer Plattenscheckung (wie eine Holsteiner Kuh) ist anzunehmen, aber für Schafe weder nachgewiesen noch in der Nomenklatur der Genotypen darstellbar. Eine detaillierte und exakte Benennung der weißen Anteile ist daher nicht notwendig und statt einer exakten Beschreibung können wir heute einfach Fotos teilen.
Scheckung
- Flecket / Flekket/ Fleckit – Oberbegriff, bezeichnet meist „Weiß am Körper des Schafes“ bzw. „Scheckung, die auch die Wolle betrifft“
Weiße Abzeichen an Kopf, Beinen, Schwanz
- Krunet – weiße „Krone“ oder „Mütze“
- Blettet / Sneedled – weiße Blesse
- Smirslet – weiße Mütze und weiße Schnauze, die verbunden sein können
- Yuglet - weißer Kopf mit farbigen Flecken um die Augen, wie bei einem Panda
- Sokket – weiße „Socken“ an einem oder mehreren Beinen
Farbvererbung
Die Vererbung der Farbvielfalt der Shetland-Schafe wird von drei Genorten gesteuert: Grundfarbe, Muster und Scheckung. An jedem dieser Gene hat jedes Schaf zwei Varianten (Allele), die identisch oder verschieden sein können, wodurch sich eine Vielzahl von Kombinationsmöglichkeiten ergibt.
- Grundfarbe: Schwarz oder Braun. Schwarz überdeckt Braun (ist dominant). Ein schwarzes Schaf kann also beide Varianten haben und vererben, wogegen ein braunes Schaf zwei Kopien Braun hat und nur das vererben kann.
- Muster: Es gibt eine Vielzahl von Mustern, die die Verteilung der Pigmenttypen steuern. Bei Shetlandschafen und einigen anderen nordischen Kurzschwanzrassen gibt es die größte Vielfalt an Mustern. Jedes Tier hat zwei identische oder unterschiedliche Allele. Beide Varianten sind dabei sichtbar. Sie addieren sich „im Hellen“, d.h. die hellen Partien jedes Musters sind vorhanden, weshalb ein Schaf, welches das Muster Weiß in einer Kopie trägt, weiß aussieht, egal, was das zweite Allel ist. Ein Schaf mit dem Doppelmuster gulmoget und katmoget ist sowohl unten (gulmoget) als auch oben (katmoget) hell.
- Scheckung: Vermutlich gibt es mehrere Allele, die für verschiedene Typen von Scheckung kodieren, aber eindeutig bekannt sind bisher nur die Varianten „mit Scheckung“ und „ohne Scheckung“, wobei „ohne Scheckung“ dominant ist.
Daneben gibt es noch weitere Gene, die die Farbe beeinflussen, wie z.B. Ticking (macht, dass weiße Teile bei Schecken gesprenkelt werden, wie z.B. bei Cattle dogs), dominant schwarz (schaltet „Muster“ aus) und patchy (eine Art „fransige“ Schecking, die oft mit zunehmendem Alter nachdunkelt und die noch sehr rätselhaft ist.)
Die Grundlagen der Farbvererbung bei Schafen werden in dem Buch Bunte Schafe erklärt.
ISBN: 9783744864701
ISBN: 9783744891974 (ebook)