Rassebeschreibung
Shetland-Schafe gehören zu den nordischen Kurzschwanzrassen und sind eine eher kleine Schafrasse. Entstanden sind sie wahrscheinlich aus den frühen Schafen der schottischen Inseln und skandinavischen Schafen. Die ältesten archäologischen Funde von Schafen in Shetland stammen aus Jarlshof, einer bedeutenden prähistorischen Stätte. Anhand der Hornform geht man davon aus, dass diese neolithischen Schafe vom Soay-Typ waren. Während der Besiedlung der Inseln durch die Wikinger wurden skandinavische Schafe mitgebracht. Inwieweit diese Schafe mit den älteren Schafen gekreuzt wurden oder ob die Schafe der neuen Siedler die früheren Schafe weitgehend ersetzt haben, ist nicht bekannt.
In Quellen aus dem 18. Jahrhundert wird die herausragend feine Wolle der Schafe Shetlands betont. (Sir John Sinclair, Statistical Accounts of Scotland und andere Schriften). 1927 wurde in Shetland die Flock Book Society (heute Flock Book Trust) gegründet und ein Zuchtstandard festgelegt, um die Schafe in ihrer ursprünglichen Form zu erhalten. Auf dem britischen Festland wurde 1985 der Vorläufer der Shetland Sheep Society gegründet, um die Zucht nach dem 1927er Standard auch außerhalb Shetlands sicherzustellen.
Shetlandschafe sind widerstandsfähig, leichtlammig, anspruchslos und langlebig. In Shetland leben sie überwiegend ganzjährig uneingezäunt draußen, wo sie mit kargen Weiden, harschen Wetterbedingungen und Gefahren wie Moorlöchern und extremen Stürmen klarkommen müssen. Die Schafe sind entsprechend intelligent und lernfähig. In ihrer Heimat ist der Herdenverbund eher locker - die Tiere grasen meist als kleiner Familienverbund bestehend aus Mutterschafen und Lämmern, die zwar in Sichtweite anderer Gruppen bleiben, aber im Gefahrenfall weniger den Schutz der Herde suchen als die meisten Schafe kontinentaleuropäischer Rassen. Dieses Verhalten zeigen sie auch nach Generationen der Zucht in Koppelhaltung: Sie sind intelligente Individualisten, was ihre Haltung sowohl interessant als auch anspruchsvoll macht.
Es gibt eine außergewöhnlich große Vielfalt an Farben und Zeichnungen. Die Farben und Muster werden neben englischen Begriffen auch häufig mit überlieferten Namen der ausgestorbenen altnordischen Sprache Shetlands (Norn) benannt.
Die Wolle der Shetland-Schafe ist sehr fein und dicht und eignet sich gut zum Verspinnen und für feine Handarbeiten. Das Vlies ist nicht ganz gleichmäßig – die besonders feine Wolle an den Schultern eignet sich für spinnwebfeine Strickspitze und die etwas robustere Wolle an den Hosen beispielsweise für Socken. Shetland-Schafe haben oft noch einen deutlichen Fellwechsel, weshalb sich einige Tiere ganz oder teilweise raufen lassen (englisch: to roo - die Wolle kann mit der Hand abgestreift werden). Bei Schafen, die geschoren werden, ist der Schurzeitpunkt wichtig, wenn man Prämium-Vliese für Handspinner anbieten möchte.
Standard
Shetland Flock-Book Society
Bye-Laws and Regulations
Objects and Standard of the Society, 1927
erläuternde Anmerkungen der Shetland Sheep Society, 2000 (Appendix A zum Standard von 1927)
Shetland Schafe
Beschreibung und Punkte - gesamt 100
Allgemeiner Charakter und Erscheinung - 9
(gehornt oder ungehornt)
Sollte klarstellen, dass sowohl runder als auch eckiger Hornquerschnitt zulässig ist. Der Standard beschreibt keine Bevorzugung und alte Bilder zeigen beide Horntypen. Sollte ebenfalls klarstellen, dass hornlose Böcke und gehörnte Zibben zulässig sind.Die Hörner der Böcke steigen nach oben über den Kopf an und wachsen dann in einer Spirale.
Kopf - 9
Gute Breite zwischen den Ohren, stark abnehmend (schnell schmaler werdend) zum Ansatz der Nase, die breit ist. Nase breit, nur wenig schmaler werdend zum Maul, Einkerbung / Biegung zwischen Nase und Wangen deutlich
Gesicht - 5
Mittlere Länge von Augen zum Maul. Nasenrücken ausgebildet, aber keine Ramsnase, kleines Maul
Kleines Maul bedeutet, keine großen oder hängenden Lippen, keine “schmollenden” Lippen. Maul in Proportion zum Kopf. Vermutlich wurde „kleines Maul“ in den Standard aufgenommen, um den Unterschied des Mauls im Vergleich zu Rassen wie Cheviot oder Suffolk klarzustellen.
Augen - 3 Voll, glänzend (intelligent - bright), aktiver Ausdruck
Sollte ergänzt werden um „im Idealfall leicht knollig (bulbous)“.
Ohren - 4
Fein, mittlere Größe, deutlich zurückgesetzt, leicht über der Horizontalen getragen
Hals - 4
Voll, verbreiternd in einen breiten Brustkorb
Sollte betonen, dass Shetlandschafe einen klar definierten Hals/Nacken haben.
Schultern - 6 Guter Ansatz, Oberseite eben mit Rücken
Braucht weitreichende Konkretisierung: Ein Schaf braucht einen Widerrist, um sich frei bewegen zu können. Guter Ansatz bedeutet: Nicht zu schmal aber gut zwischen Hals und Rücken befindlich mit deutlichem Vorsprung (leichtem Höcker), wodurch der Hals definiert wird, der ansonsten nahtlos in den Rücken übergehen würde. („Im Rücken verloren ginge“). Das bedeutet ebenfalls, dass die Schulterblätter sich schräg von vorne nach hinten neigen, nicht senkrecht stehen.
Brust - 5
Mittlere breite und Tiefe
Rücken - 9
Gerade, soviel Breite wie möglich
Rippen - 4
Gut gebogen und well ribbed up
Rumpf - 5
Gute Breite mit gut gebogenen runden (gerundeten) Hüften
Schwanz - 9
Fluke Tail (Fluke wörtlich „Egel“ oder Schwanzflosse Delphin/Wal)
An der Wurzel bewollt - was den breiten Teil bildet, der sich plötzlich verschmälert zur kaum bedeckten, dünnen Spitze. Dies ist eine wichtige Charakteristik und Kreuzungen sind daran zu erkennen. Die Länge variiert mit der Größe des Schafes, aber übersteigt selten ca. 6 inch.
Keule (Legs of Mutton) - 4
Leicht aber von sehr guter Qualität
Legs of Mutton bezieht sich nicht auf das Bein vom Sprunggelenk abwärts, sondern auf die Keule. Was den unteren Teil der Beine angeht, sollten diese leichtknochig und beim adulten Tier frei von Wolle (vom Sprunggelenk abwärts) sein. Von hinten betrachtet sollen die Beine gerade sein vom Sprunggelenk zur Fessel und die Hinterbeine sollten weiter auseinanderstehen als die Vorderbeine. Die Fessel (Vordermittelfuß) sollte eine mittlere Neigung haben und keine Anzeichen von Schwäche zeigen. Klauen gut geformt und klein im Verhältnis zur Größe des Schafes.
Haut - 2
Variiert mit der Wollfarbe. Bei weißen Tieren keine blaue Haut
Wolle - 20
Extra feine und weiche Textur, länglich, wellig und gut geschlossen. Wolle auf der Stirn und dem Oberkopf - in den Hals übergehend. Ebenso Wolle auf den Wangen.
Sollte präzisiert werden: “Länglich” bedeutet 3” bis 5” in vollem Vlies (7,5 - 12,7 cm). Kein Shetlandschaf sollte eine Stapellänge von 7” (~18cm) haben. Wellig bedeutet: Guter Crimp. Wolle an den Hosen gröber und länger.
Haltung - 2
Aufmerksam und flink, mit einem eleganten und aktiven Gang
Ausschlussgründe
- langer, schwerer Schwanz, breit bis zum Ende
- Schlechte Wolle, grob und offen
- Sehr grobe Wolle an den Hosen
- Deformation des Kiefers
- Untergröße
- Fehlfarben oder schlecht geformte Tiere (Ausschluß als Deckbock)
- Weiße Haare in Moorit oder Schwarz und dunkle Haare in weißen